Von Manfred Weghenkel

Schon zum zweiten Male stand die akzentuiert vorwärts ausgerichtete Busbranche im spannenden Fokus eines THINKBUS genannten Diskussionsformates. Auf gut Deutsch könnte man das vom Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmen (bdo) e. V. initiierte, alle zwei Jahre in Berlin stattfindende Fachevent als Nach- und Vordenken über den Wandel und die Zukunft einer mittelständisch geprägten Verkehrsbranche bezeichnen, die – bei aller gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bedeutung – nach wie vor um ihr öffentliches Image zu ringen hat.

Modern und schnittig wie die Busbranche selbst: Hier tagte die bdo THINKBUS 2025

Das exklusive Busforum THINKBUS 2025 mit über 150 Branchenexperten und Verkehrspolitikern fand am 25. März im großzügigen Veranstaltungsbereich des H4 Hotel Berlin Alexanderplatz statt. Das umfangreiche Programm mit vier Themenschwerpunkten, zu denen 15 hochkarätige Referentinnen und Referenten sprachen, wurde jeweils mit einer lebendigen Talkrunde abgeschlossen. Zudem präsentierten im Ausstellungsteil acht namhafte Firmen aus ganz Deutschland ihre neuesten busaffinen Angebote und Produkte.

Eine der zahlreichen Diskussionsrunden mit Busexperten auf dem Podium

Die deutsche Busbranche spielt eine zentrale Rolle im öffentlichen Personenverkehr und umfasst sowohl den Nah- als auch den Fernverkehr. Im Jahr 2024 waren hierzulande insgesamt rund 80.000 Kraftomnibusse registriert, Diese Busse werden von einer Vielzahl von insbesondere mittelständischen Unternehmen betrieben, die sowohl im Linienverkehr (vor allem ÖPNV) als auch im Gelegenheitsverkehr tätig sind. Es gibt etwa 3.100 Unternehmen, die Fernverkehr mit Omnibussen anbieten. Die Nutzerzahlen im Fernbusverkehr lagen nach der langsamen Erholung aus dem Pandemie-Tief im Jahr 2022 bei gut 5,1 Millionen Fahrgästen – Tendenz weiter steigend. Laut Statistischem Bundesamt wird durch den gesamten Bustourismus jährlich ein Umsatz von über 14 Miliarden Euro in Deutschland erwirtschaftet.

Dr. Bernhard Harrer, dwif
Anke Budde, asr
Dieter Gauf, Tourism Cons.

Im ersten Themenkomplex bei THINKBUS 2025 ging es speziell um den „Bustourismus als Wirtschaftstreiber“. So stellte Dr. Bernhard Harrer, Vorstand Deutsches Wirtschaftswissenschaftliches Institut für Fremdenverkehr e.V. an der Universität München, eine neue Studie zum Wirtschaftsfaktor Bustourismus in Deutschland vor. Maximilian Bühn, Gruppenleiter in der Berliner Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt, präsentierte Best Practice & Perspektiven für den Reisebusverkehr in der Berliner Innenstadt. Anke Butte, Präsidentin der Allianz selbständiger Reiseunternehmen (asr) e.V. warb für die verstärkte Hinwendung zu Familien als Busreisezielgruppe, Und Dieter Gauf, Geschäftsführer von Gauf Tourism Consult, befasste sich mit dem Reiseverhalten von Silver-Agern und deren spezifische Anforderungen an Busse & Busreisen. Die Moderation der abschließenden Talkrunde lag in den Händen von Patrick Orschulko, Referent Tourismuspolitik und Recht beim bdo.

Daniela Dietz und Falk-Schulte-Wintrop von H2 Mobility Deutschland
Vertriebschef Jan Pundt, Amcon Software GmbH
Jörg Voß (l.) u. Marco Neumeyer, E-Mobilität bei eMIS Management

Der Bustourismus umfasst Städtereisen, Rundreisen, Vereins- und Klassenfahrten, Tagesausflüge sowie Transferfahrten zu touristischen Zielen. Zum Umsatz gehören Einnahmen aus Fahrkartenverkäufen sowie indirekte Einnahmen durch Übernachtungen, Gastronomie und Eintrittsgelder. Die Branche sichert Zehntausende von Arbeitsplätzen, darunter Busfahrer, Reiseleiter, Techniker und Verwaltungspersonal. Busreisen sind im Vergleich zu Flug- oder Individualreisen mit Pkw umweltfreundlicher, da sie den CO₂ -Ausstoß pro Person spürbar reduzieren. Besonders ländliche Regionen profitieren vom Bustourismus, das Gruppenreisen oft kleine Städte und Sehenswürdigkeiten besuchen, die sonst weniger frequentiert werden.

bdo-Hauptgeschäftsführerin Christiane Leonard (l.) moderierte die abschließende Talkrunde mit dem brisanten Schwerpunkt D-Ticket

In punkto Nachhaltigkeit und E-Mobilität geht im Sinne der dringend nötigen Verkehrswende der Trend zu klimafreundlicheren Antrieben, um wegen des Klimawandels CO₂ – Emissionen zu senken. Im Rahmen des allgemeinen Großtrends „Digitalisierung“ werden Online-Buchungen, Informationsbeschaffung und Echtzeit-Tracking von Bussen zunehmend wichtiger. Eine wachsende Konkurrenz für die klassische Busbranche stellen Billigflüge und Fernlinienbusse dar. Hier müssen Reiseveranstalter attraktive Pakete mit Mehrwert anbieten.

Das stets vollbesetzte Plenum von THINKBUS 2025

Ein weiterer Themenkomplex befasste sich brandaktuell mit der Frage „Elektro, Wasserstoff & Co – Top oder Flop?“ Dabei plädierte Dr. Michael Roth, Head of Product Strategy Bus bei MAN Truck & Bus SE, eindeutig für den batteriebetriebenen elektrischen Reisebus und kündigte an, dass MAN 2026 die ersten E-Busse produziert und ausliefert. Zudem ging es hier um den erforderlichen Ausbau der Ladeinfrastruktur für den Bustourismus.

Natürlich mit einem modernen Reisebus fuhren Tagungsteilnehmer vom H4-Hotel in der Berliner City zum Parlamentarischen Abend / Fastenfischessen

Gleichsam gekrönt wurde das erfolgreiche THINKBUS 2025-Event an einem historischen Tag (konstituierende Sitzung des neuen Bundestages) traditionell mit einem Parlamentarischen Abend inklusive zünftiges Fastenfischessen in den Geschäftsräumen des bdo in der Reinhardtstraße. Rund 200 geladene Gäste aus Politik und Wirtschaft setzten den Dialog über aktuelle verkehrspolitische Themen fort. Ein Highlight des parlamentarischen Abends war der Politik-Talk mit Thomas Bareiß (CDU), Isabel Cademartori (SPD), Nyke Slawik (Bündnis 90/ Die Grünen) und bdo-Präsident Karl Hülsmann. Dieser machte deutlich, dass das vom Bundestag beschlossene Sondervermögen nicht zulasten von unternehmerischer Initiative gehen darf und der Busmittelstand verlässliche Rahmenbedingungen beim Deutschland-Ticket benötigt. Weitere zentrale Anliegen waren mit Blick auf Berlin und Brüssel der Bürokratieabbau und die Technologieoffenheit bei Busantrieben. Hülsmann wörtlich: „Unser Verband wird diesen Dialog weiter vorantreiben – mit klaren Forderungen und konstruktiven Lösungen für die Zukunft des Busverkehrs.“

Text und Fotos (12): Manfred Weghenkel

Weitere Informationen: www.bdo.org