Auf der Bühne der Linden-Oper: BWG-Preisträger 2024 und die Staatskapelle Berlin nach dem gelungenen Konzert. Fotos: Manfred Weghenkel

Nebenan auf dem Bebelplatz wuselt einer der vielen Berliner Weihnachtsmärkte. Doch in der altehrwürdigen Staatsoper selbst herrschen Ruhe und gespannte Aufmerksamkeit. Hier ging am 9. Dezember das Preisträgerkonzert des Bundeswettbewerbes Gesang Berlin (BWG) 2024 in den Sparten Oper, Operette, Konzert über die Bühne. Dass dieser renommierte, anno 1743 von Preußenkönig Friedrich II. gegründete Musentempel als Gastgeber ausgewählt wurde, darf wohl als besondere Ehre, ja Auszeichnung für die jungen Sängerinnen und Sänger, die den diesjährigen Wettbewerb gewonnen haben, bezeichnet werden. Sie kommen vor allem aus Deutschland, aber auch aus anderen Ländern und stehen im Alter von 18 bis 30 Jahren noch weitgehend am Anfang ihres Berufsweges.

Der seit 1966 in Berlin ausgerichtete BWG gilt als einer der bedeutendsten Wettbewerbe für Nachwuchstalente in Europa. Er hat sich als gefragtes Sprungbrett für viele junge Gesangskünstlerinnen und -künstler etabliert, die eine erfolgreiche Bühnenkarriere anstreben. Alternierend wird er in den beiden Kategorien Oper/Operette/Konzert und Musical/Chanson ausgetragen. Viele namhafte Künstler haben ihre Laufbahn über den BWG gestartet, so der Bassist René Pape, die Sopranistin Annette Dasch, der Bass-Bariton Thomas Quasthoff, die Sängerin und Schauspielerin Katharina Mehrling oder auch der Entertainer Max Raabe.

Olga Surikova
Matthias Lika
Katharina Bierweiler

In diesem Jahr gingen 233 Bewerbungen für den BWG ein, wovon sich 78 Sängerinnen und Sänger für die Finalrunden in Berlin qualifizierten. Eine hochkarätige 5-köpfige Jury wählte dann 15 Preisträger aus, die das Galakonzert am 9. Dezember in der Staatsoper Unter den Linden bestritten und dabei das reichlich gekommene Publikum begeisterten. Zu den Hauptpreisträgern gehören:

Oper/Operette: Manuel Winckhler (1. Platz), Gaja Napast (2. Platz), Annabelle Kern (3. Platz). Konzert: Matthias Lika (1. Platz), Theresa Bertrand (2. Platz), Rory Green (3. Platz).

Zusätzlich wurden Förder- und Sonderpreise vergeben, z. B. der 1. Förderpreis der Walter Kaminsky-Stiftung an Olga Surikova oder der Gemeinsame Preis der Berliner Häuser Deutschen Oper, Komische Oper und Staatsoper an Barbara Skora.

Die frisch gekürten Preisträger konnten aufgrund großzügiger Stifter mit Geldprämien in Höhe von insgesamt rund 50.000 Euro bedacht werden.

Das von dem Berliner Kulturjournalisten Frederik Hanssen zum wiederholten Male kompetent, locker und einfühlsam moderierte Finalkonzert der Preisträger:innen zuerst mit pianistischer Begleitung und danach mit der Staatskapelle Berlin unter Dirigent Giuseppe Mentuccia wurde zu einem „unvergesslichen Abend voller Musik und Emotionen“– genauso wie es sich der Schirmherr des BWG, Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner, in seinem Grußwort gewünscht hatte.

Mit 18 gesungenen Musiktiteln aus Oper, Operette und Konzert zeigten die Wettbewerbsgewinner:innen eine große Vielfalt und Bandbreite ihres bereits beachtlichen Könnens. Highlights für den Berichterstatter waren das von Bariton Matthias Lika variabel vorgetragene Robert Schumann-Lied „Belsazar“ op. 57, begleitet von Doriana Tschakarova am Klavier, die von Bass Manuel Winckhler hinreißend kraftvoll gesungene Gremin-Arie „Ljubvi vse vozrasty pokorny“ aus der Oper „Eugen Onegin“ von Pjotr Iljitsch Tschaikowski und die lange Arie „Měsíčku na nebi hlubokém“ (O Mond, fern am Himmel) aus der Oper „Rusalka“ von Antonín Dvořák, mit wunderschöner Sopranstimme dargeboten von der Ukrainerin Aleksandra Domaschuk.

Freudestrahlend verabschiedeten sich die glücklichen Gesangstalente.

Den gelöst-heiteren Abschluss dieses Galakonzertes bestritten drei Sängerinnen mit sehr populären Stücken. Die zierliche Serafina Starke gab die roboterartig agierende Puppe Olympia aus Jacques Offenbachs „Hoffmanns Erzählungen“ und brillierte dabei mit umwerfenden Koloraturen. Olga Surikova versetzte das entzückte Publikum mit der Arie „Ich bin die Christel von der Post“ aus Carl Zellers Operette „Der Vogelhändler“ in Wallung. Und Gaja Napast sorgte mit „Mein Herr Marquis“ aus der Operette „Die Fledermaus“ von Johann Strauß für den begeisternden Schlußpunkt des Abends.

Standing Ovations waren der Dank des Publikums an die beim BWG 2024 ausgezeichneten Gesangsstars von Morgen…

Text und Fotos (7): Manfred Weghenkel

Weitere Infos: www.bwgesang.de

Dieses Konzert wurde vom Deutschlandfunk Kultur aufgezeichnet und wird am 12.12.2024 ab 20:03 Uhr in der Sendung „Konzert“ bundesweit ausgestrahlt.