Dieser Tage habe ich mich endlich auf den Weg zur auch medial hochgelobten Ausstellung „Tim Burton’s Labyrinth“ gemacht – und was für ein Erlebnis das war!Bereits seit Juli läuft diese immersive, interaktive Schau in der Radsetzerei Berlin, die zum bekannten RAW-Eventgelände in der Revaler Straße (Stadtteil Friedrichshain) gehört. Schon beim Eingang fühlt man sich wie in eine andere Welt katapultiert. Die Wände, die Beleuchtung, einfach alles war so typisch „Burtonesk“ – düster, skurril, aber auch irgendwie magisch.

Ich bin durch die verschlungenen Gänge gelaufen, vorbei an schaurigen Kreaturen und witzigen Details, die direkt aus Tim Burtons Filmen stammen könnten. An jeder Ecke gab es etwas Neues zu entdecken, sei es ein verstecktes Zimmer, das wie ein überdimensionales Puppenhaus aussah, oder ein Raum voller beweglicher Skulpturen. Manchmal war es sogar ein bisschen gruselig, aber auf diese verspielte, augenzwinkernde Art, die Burton so gut beherrscht.

Ausstellungskurator David Garcia, ein excellenter Kenner und Liebhaber der Tim-Burton-Filmwelt, an Skizzen und Entwürfen des genialen Hollywood-Regisseurs.
Die Rote Königin mit dem dicken Kopf aus Burtons Klassiker „Alice im Wunderland“.

Die Ausstellung ist eine gelungene Hommage an das bisherige Lebenswerk des 1958 geborenen weltberühmten US-amerikanischen Filmkünstlers Tim Burton, der gerade auf dem Fimfest Venedig 2024 sein neuestes Werk „Beetlejuice Beetlejuice“ als Premiere präsentierte. Es ist die Fortsetzung seiner kultigen Horrorkomödie von 1988 „Beetlejuice“ mit Michael Keaton als Poltergeist. Burton hat ja mit vielen Hollywood-Schauspielern zusammengearbeitet. Ein ganz Großer davon ist Johnny Depp.

Johnny-Depp-Figur als Edward mit den Scherenhänden.

An seine Hauptrolle in dem .überaus erfolgreichen Tim-Burton-Film „Charlie und die Schokoladenfabrik“ aus dem Jahre 2005 erinnert ein eigener Raum in der Ausstellung, wo es vor Zuckerschlangen und Umpalumpas nur so wimmelt. Neben Johnny Depp als Fabrikant Willy Wonka agierten erstaunlicherweise auch zwei ost-deutsche Mimen: Franziska Troegner als Mrs. Glupsch und Philip Wiegratz als deren Sohn Augustus. Schön, dass der aus Spanien kommende Kurator David Garcia die Gelegenheit nutzte, die beliebte Berliner Schauspielerin Franziska Troegner anlässlich ihres 70.Geburtstages in die Ausstellung einzuladen und sie dort zu ehren. Dabei war auch der in Magdeburg geborene Philip Wiegratz. Als Geburtstagspräsent bekam Franziska Troegner in Anspielung an den Film eine edle Schokoladentorte, die sie natürlich selbst anschnitt.

Das Beste an der sehr gut besuchten Ausstellung? Man wusste nie, was einen hinter der nächsten Ecke erwartet. Es fühlte sich wirklich wie ein Labyrinth an – verloren habe ich mich zwar nicht, aber ein bisschen verirrt bin ich trotzdem. Zum Schluss kam ich in einen Raum, der komplett in Schwarz-Weiß gehalten war, mit schrägen Linien und einem surrealen Gefühl, als hätte man sich plötzlich in einem Tim-Burton-Film wiedergefunden. Ist auch Kritisches zu sagen? Vielleicht dies, dass es nur ganz wenige Textinformationen gibt. Für eingefleischte Tim-Burton-Fans, die seine Werke und den Kontext dahinter bereits gut kennen, mag dies kein großes Problem darstellen. Für Besucher, die neu in Burtons Universum eintauchen oder vielleicht nur oberflächlich mit seinem Werk vertraut sind, kann das jedoch herausfordernd sein.

Danny DeVito als Pinguin in dem Film „Batmans Rückkehr“ von 1992.
Natürlich darf hier auch „Alice im Wunderland“ selbst nicht fehlen.
Die Ausstellung in der früheren RAW-Radsetzerei zieht viele Besucher an.

Nun ja, die Ausstellung war für mich wirklich ein Erlebnis der Extraklasse – ein Mix aus Kunst, Film und einer ordentlichen Prise Burton’schem Humor. Sie läuft noch bis zum 3. November 2024. Fans des großen Meisters der Filmkunst Tim Burton (der übrigens bislang noch nie einen der begehrten „Oscars“ bekam) haben also noch genügend Zeit, in das Labyrinth seines vielfältigen, üppigen Schaffens einzutauchen – nichts anderes heißt ja immersiv – und sich verzaubern zu lassen. Im Anschluss an Berlin zieht die international gefragte Schau, die schon in Madrid und Paris ein Besuchermagnet war, weiter nach Mailand.

Text und Fotos: Manfred Weghenkel