Von Manfred Weghenkel
Wenn hierzulande von „roter Laterne“ die Rede ist, geht es um den letzten Platz in einem Wettbewerb. Im fernen China hat eine solche Laterne positive, ja magische Bedeutung. Rote Laternen schmücken gerade auch das uralte chinesische Laternenfest, das Abschluss und buchstäblich Highlight des berühmten Neujahrs- oder Frühlingsfestes in China darstellt. Diesmal fiel es mit dem Beginn des „Jahres der Schlange“ zusammen. Im chinesischen Tierkreis ist das Jahr der Schlange eines von 12 Tierkreiszeichen. Astrologisch gelten Schlangen als weise, intelligent und tiefgründig, aber auch als vorsichtig und zurückhaltend. Rot symbolisiert Glück und Freude und darf bei keinem Laternenfest fehlen. Die roten Laternen während des chinesischen Neujahrs sind besonders glückverheißend.
Einen Hauch davon konnten am 8. Februar die Besucher des Chinesischen Kulturzentrums in Berlin erleben, als dort das Laternenfest 2025 gefeiert wurde. Zu den zahlreichen Gästen in der Klingelhöfer Straße 21, Berlin-Tiergarten, gehörten auch Journalisten vom Touristik.Forum CTOUR, das gute Kontakte zum Reiseland China pflegt.



Der für Veranstaltungen im Kulturzentrum verantwortliche Mitarbeiter Martin Bürger wies gleich bei der Begrüßung darauf hin, dass seit Anfang Dezember 2024 die Visafreiheit für Reisen in die Volksrepublik China eingeführt wurde. Die vorerst für 30 Tage Aufenthalt geltende Regelung – „wird eventuell verlängert“ – erleichtere Touristen, Urlaubern und anderen Personen ganz wesentlich eine Reise in das riesige, weiter aufstrebende Reich der Mitte, das ja nicht nur ein moderner Tech-Gigant (neuestes Stichwort: KI-System „DeepSeek“!) ist, sondern auch wegen seiner reichen Kulturgeschichte, zahlreichen Top-Sehenswürdigkeiten und hochgelobten Gastfreundschaft als attraktives Fernreiseziel immer beliebter wird.

Das im Mai 2008 gemäß Regierungsabkommen eröffnete Chinesische Kulturzentrum Berlin (CKB) ist eine kulturelle Einrichtung der Volksrepublik mit dem Ziel, einer breiten Öffentlichkeit in Deutschland die chinesische Kultur, Kunst und Bildung näherzubringen. Das CKB untersteht dem Ministerium für Kultur und Tourismus in Peking.
„Unser Anliegen ist es, den kulturellen Austausch, das gegenseitige Verständnis und die freundschaftlichen Beziehungen sowie die Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern zu fördern“, betonte Direktorin Sun Quinhang, welche die Medienvertreter ebenfalls herzlich willkommen hieß.

Auf einer Fläche von 2.800 qm können sich Berlinerinnen und Berliner sowie Gäste der Hauptstadt umfassend und erlebnisreich aus erster Hand über die Kultur Chinas informieren. Jährlich machen immerhin etwa 15.000 Gäste davon Gebrauch, Tendenz steigend.
Neben Ausstellungen, Lesungen, Vortragsreihen und Konzerten werden auch Filme und Videos sowie hochkarätige Theateraufführungen mit chinesischen Künstlern präsentiert. Zudem gibt es vielfältige Weiterbildungsmöglichkeiten: Ob Kalligraphie und Tuschmalerei, Workshops, Taiji- und Qigong-Trainings oder Kochseminare – das Angebot ist sehr abwechslungsreich. „Beliebtester Kurs ist der Kochkurs“, bemerkte Eventmanager Martin Bürger witzig-wortspielerisch. Wachsender Beliebtheit sowohl bei Kindern als auch Erwachsenen erfreuen sich die Kurse zum Erlernen der chinesischen Sprache. Neben Schnellkursen für Einsteiger und Fortgeschrittene gibt es auch Intensiv- und Einzelunterricht.


Im Obergeschoss wartet eine großzügige hauseigene Bibliothek mit 15.000 Büchern und elektronischen Medien in chinesischer Sprache sowie deutsche Literatur über China auf die Gäste des Zentrums. Angeschlossen ist ein geräumiger Lesesaal, der auch für Film- und Videovorführungen genutzt wird.

Zum diesjährigen Laternen- oder Yuanxiao-Fest startete im Erdgeschoss die Fotoausstellung „Beautiful Sichuan – Hometown of Pandas“. Die im Südwesten Chinas gelegene Provinz Sichuan ist 2025 Partnerregion des Chinesischen Kulturzentrums Berlin. Die Ausstellung bietet den Gästen die Möglichkeit, die kulturellen und touristischen Schätze Sichuans zu entdecken.


Von den überaus beliebten Kochkursen im Chinesischen Kulturzentrum war schon die Rede. Und natürlich stellte auch beim gut besuchten Laternenfest das Kochen und Backen chinesischer Spezialitäten einen markanten Programmpunkt dar. Im Foyer war eine lange Tafel aufgebaut, wo sich das Publikum gleichsam interaktiv betätigen konnte. Freilich unter fachlicher Anleitung. Dabei zeigte sich, dass die chinesische Küche einige Gerichte kennt, die unseren schwäbischen Spätzle oder Maultaschen ähneln. Vergleichbar mit Spätzle sind die handgemachten Nudeln Dao Xiao Mian (messergeschnitten) und La Mian (handgezogen). Beide haben eine elastische Konsistenz und werden in Brühen oder gebraten serviert.


Als Äquivalent zu Maultaschen gelten Wontons – gefüllte Teigtaschen, oft in Brühe serviert; sowie Jiaozi, die gedämpft, gebraten oder gekocht werden. Obwohl sich die Füllungen unterscheiden (z. B. mit Schweinefleisch, Garnelen, Gemüse), sind diese schmackhaften asiatischen Nudelgerichte von der Idee her den schwäbischen Klassikern sehr verwandt.

Wie man auf dem informativen und stimmungsvollen Laternenfest sah, unsere beiden Länder sind zwar viele Tausend Kilometer voneinanderr entfernt und haben eine weitgehend andere Kulturhistorie, doch sie sind sich in manchem auch recht nahe…
Text und Fotos (14): Manfred Weghenkel
Weitere Informationen: www.c-k-b.eu
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