Von Manfred Weghenkel
Davon hat Berlin wieder einmal geträumt. Und am 8. Oktober ist dieser Traum wahr geworden: Die Grand Show „Blinded by Delight“ hatte im Friedrichstadt-Palast ihre festliche Weltpremiere. 1.900 Gäste, darunter Prominenz aus Kultur, Politik und Mode, feierten eine Show der Superlative. Schon vorher gaben sich viele ein Stelldichein auf dem Red Carpet, der allerdings nicht rot, sondern golden war:

Top-Model Heidi Klum an der Seite von Stardesigner Jeremy Scott aus den USA, der französische Modeschöpfer Jean Paul Gaultier, Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner mit Lebensgefährtin und Senatorin Katharina Günther-Wünsch, die Schauspieler Heike Makatsch und Wolfgang Stumph mit Ehepartnerin Christine. Die zweieinhalbstündige neue Show selbst präsentierte sich als visuelles und musikalisches Spektakel, das die Metropole Berlin für einen Abend in eine Traumwelt voll Glitzer und Glamour entführt hat.
Apropos Träume. Der Palast selbst nennt die Show eine „emotionale Reise in die Welt der Träume und des Glücks“. Die Inszenierung mit dem englischen Titel „Blinded by Delight“, was auf Deutsch etwa „Geblendet vor Entzücken“ heißt, erzählt von einer Protagonistin namens Luci, die in eine Traumwelt ungelebter Wünsche eintaucht und dabei dem Mann ihrer Träume begegnet. Sie steht vor der Frage, ob sie realistisch bleiben oder den Mut haben soll, ihre Träume zu leben. Der Traummann – nomen est omen – heißt Traum.

Die beiden jungen Hauptsolisten sind die bereits gestandenen Bühnenstars Denise Lucia Aquino (Luci) und Julian David (Traum). Beide überzeugen sowohl mit schauspielerischen Fähigkeiten als auch markanten Stimmen, die durchaus im Ohr haften bleiben. Ob ihre Songs das Zeug zu echten Ohrwürmern haben, wird sich zeigen müssen. Interessant ist auf jeden Fall, dass in Deutsch und Englisch gesungen wird und es sowohl rockig-mitreißende und Midtempo-Titel als auch gefühlvolle Balladen gibt. Zu dieser überaus abwechslungsreichen Dramaturgie passt auch, dass neben der dominierenden üppigen Farbigkeit der Szenen mehrfach auch Teile in Schwarz.-Weiß gehalten sind.

Die Musik der Show wurde unter der Leitung von Daniel Behrens entwickelt, der seit 2010 Musikdirektor und Chefdirigent des Palastorchesters ist. Für die Songs und Arrangements wurde ein Team aus innovativen Komponisten und Songwritern zusammengestellt. Dazu gehören Jasmin Shakeri und Björn Steiner alias Björn Olson. Sie schufen elektronsiche Klangwelten mit orchestralen Elementen und emotionaler Popmusik – passend zur Traumreise der Hauptfigur Luci.

Eingebettet ist die Lovestory um Luci und Traum in ein opulentes Feuerwerk aus Musik, Tanz, Akrobatik und spektakulären Lichtprojektionen. Insgesamt stehen 100 Mitwirkende aus 28 Ländern auf der wohl größten Theaterbühne der Welt. Natürlich darf die legendäre Kickline des Friedrichstadt-Palastes nicht fehlen: 32 Tänzerinnen – 64 Beine im präzisen Takt. Bewundernswert.

Mit einem Budget von 14-15 Millionen € dürfte „Blinded by Delight“ die bisher aufwendigste Produktion des Palastes sein. US-Designer Jeremy Scott hat 500 aufsehenerregende Kostüme gestaltet. Produzent ist Palast-Intendant Dr. Berndt Schmidt. Drehbuch und Regie: Oliver Hoppmann.
Nach dem furiosen Finale erhielt die Show lang anhaltenden Applaus und Standing Ovations. Konfetti flog durch den Saal, und Sternenregen rieselte herab. Das gesamte Kreativteam und alle Künstler kamen auf die Bühne, verneigten sich dankbar vor dem durchweg begeisterten Publikum. Und es gab Blumensträuße über Blumensträuße.

Der weltbekannte Friedrichstadt-Palast verwandelte sich wieder einmal in ein funkelndes Universum aus Licht, Emotion und Fantasie. Wer sich auf Glitzer, große Gesten und emotionale Höhenflüge einlassen kann, wird begeistert sein. Wer nach leiser Tiefe und subtiler Erzählkunst sucht, könnte sich stellenweise leicht verloren fühlen. Aber genau darin liegt ja der Reiz. Diese neue Grand Show an der Friedrichstraße 107 in Berlin-Mitte (sie soll bis Sommer 2027 laufen) ist kein Theaterstück, kein Musical – sie ist ein erlebnisreiches Gesamtkunstwerk eigener Prägung. Und vielleicht auch eine Einladung, das Träumen von besseren Zuständen in derzeit schwierigen Zeiten nicht zu vergessen, ja wieder zu lernen.
Text und Fotos (7): Manfred Weghenkel
Weitere Informationen: www.palast.berlin
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