Von Manfred Weghenkel
Vor gut 110 Jahren – genauer: am 2. Juni 1915 – fuhr der schon damals weltberühmte Universitätsprofessor Albert Einstein aus der Mitte Berlins hinaus in den seinerzeit j.w.d. gelegenen Treptower Park, um in der dortigen Archenhold-Volkssternwarte einen Vortrag zu halten. Es war aber nicht irgendein Vortrag, sondern der überhaupt erste öffentliche Auftritt des Physik-Genies Albert Einstein zu seiner Allgemeinen Relativitätstheorie. Die bahnbrechende Spezielle Relativitätstheorie hatte er bereits 1905 geschaffen. Nun griff er weiter nach den wissenschaftlichen Sternen. Sein von der Fachwelt mit großer Spannung erwartete Vortrag in Treptow geriet zu einer historischen Sternstunde der Weltphysik. Daran erinnerte dieser Tage in einer hochkarätigen Festveranstaltung die zur Stiftung Planetarium Berlin gehörende Archenhold-Sternwarte.

Bildidee: Manfred Weghenkel
„Alles ist relativ“ – unter dieser Headline, abgeleitet aus Einsteins Theorien, kamen am Abend des 11. Juni 2025 rund 300 geladene Gäste aus Wissenshaft, Kultur und Gesellschaft in die renommierte Sternwarte, um das 110-Jahre-Fest in Erinnerung an die umwälzende Theorie Albert Einsteins von 1915 am authentischen Ort in Berlin-Treptow zu feiern. Schließlich hat der geniale Physiker damals unser Verständnis von Raum, Zeit und Gravitation (Schwerkraft) revolutioniert. Zu den Ehrengästen gehörten erfreulicherweise auch Nachfahren von Albert Einstein und Simon Friedrich Archenhold, der 1896 im Rahmen der internationalen Berliner Gewerbeausstellung die nach ihm benannte Volkssternwarte, die älteste und größte in Deutschland, gegründet hat.

Das Event war eine gelungene Mischung aus Wissenschaft, Kunst und Unterhaltung. Die Teilnehmer erlebten spannende Vorträge, Führungen, interaktive Installationen und faszinierende Himmelsbeobachtungen. Besonders originell war die Enthüllung von Einsteins Wachsfigur aus Madame Tussauds Berlin. Der große Physiker kehrte damit gleichsam an diesen historischen Ort zurück – eine symbolische Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart.



Im historischen Einstein-Saal fand die zentrale Feierstunde statt. Durch das Programm führte souverän und unterhaltsam der Astronomie-Experte und Wissenschaftskommunikator Tim Florian Horn, seit 2016 Vorstand der von ihm initiierten Stiftung Planetarium Berlin, wozu das Zeiss-Großplanetarium, das Planetarium am Insulaner, die Archenhold-Sternwarte und die Wilhelm-Foerster-Sternwarte gehören. Horn skizziete nach einer Hommage an Albert Einstein die Perspektiven der Sternwarten und die Verwandlung der klassischen Planetarien in moderne, lebendige Wissenschaftstheater.


Im Rahmen eines entertainmentartigen Science-Slams hielt die Astrophysikerin Dr. Suzanna Randall eine lockere Keynote zur Allgemeinen Relativitätstheorie Einsteins, wobei sie insbesondere die heutigen Anwendungen seiner Forschungsergebnisse, wie beim GPS-System über die Rolle der „Schwarzen Löcher“ bis hin zur Weltraumfahrt hervorhob.

Der Potsdamer Physik-Doktorand Hauke Köhn brillierte mit witzigen Betrachtungen zu Einsteins Schaffen, wobei er den Bogen bis zu bekannten Songs von Madonna, Fredy Mercury, Harry Styles und Taylor Swift spannte. Abschließend spielte die junge Berliner Violinistin und Sängerin Katharina Garrard („Voice of Violin“) ein kurzes mitreißendes Konzert vor sphärischem Hintergrund – sicher ebenfalls eine Hommage an Albert Einstein, der ja auch leidenschaftlich Geige gespielt hatte.

Neben wissenschaftlichhen Präsentationen gab es auch kreative Beiträge: Studierende der TU Berlin gestalteten immersive Licht- und Sound-Inszenierungen sowie ineraktive Audiowalks, die Einsteins Leben und Werk auf besondere Weise erfahrbar machten. Auf dem Außengelände sorgten ein leuchtender Planetenweg, simulierte Raketenstarts, musikalische Darbietungen und kulinarische Spezialitäten für eine festlich-freundliche Atmosphäre.

Die Archenhold-Sternwarte, dessen Herzstück auf dem Dach der ikonische Große Refraktor (mit 21 Metern nach wie vor längstes bewegliches Fernrohr der Welt) ist, wurde durch Einsteins Vortrag von 1915 zu einem bedeutenden Schauplatz der moderner Wissenschaft. Das jetzige Jubiläumsfest zeigte überaus eindrucksvoll, dass die Ideen des genialen Pysikers heute noch inspirieren und begeistern.

Wer die Veranstaltung verpasst hat, kann sich auf das Kosmische Sommerfest: Einstein-Edition am 14. Juni 2025 in der längst nicht mehr j.w.d. gelegenen, heutzutage verkehrlich gut erreichbaren Archenhold-Sternwarte freuen, das weitere spannende Programme für die ganze Familie unter dem geflügelten Motto „Alles ist relativ“ bereithält.
Text, Redaktion und Fotos (10): Manfred Weghenkel
Weitere Informationen: www.planetarium.berlin
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