Schon vormerken: Floriade Expo 2022 in Holland
Veröffentlicht am 02. November 2020
Manfred Weghenkel
Die Floriade-Botschafterinnen Annemarie Gerards-Adriaansens (l.) und Evelyn Rietveld vor den CTOUR-Reisejournalisten in Berlin. Foto: Manfred WeghenkelSie findet nur alle 10 Jahre statt: die Weltgartenbauausstellung „Floriade" in den Niederlanden, unserem gerade auch für erstklassige Blumenzucht und Gartenkultur sowie für vorbildhafte Landschaftsgestaltung geschätzten Nachbarland. Schon deshalb ist das angekündigte halbjährige Floriade-Event 2022 wieder etwas ganz Besonderes, ja Außergewöhnliches für zahllose Naturliebhaber, Gartenfreunde und Touristen in aller Welt. Jedes Mal wird ein anderer Standort für die großangelegte Schau auserkoren und ein Ausstellungsgelände neu erschlossen. Hier schon mal der Termin zum Vormerken: Die „Floriade Expo 2022" wird vom 14. April bis 9. Oktober in Almere nahe der niederländischen Metropole Amsterdam veranstaltet. Auf einer ersten Präsentation in Deutschland erläuterten am 31. Oktober 2020 im ABACUS Tierpark-Hotel Berlin die dankenswerterweise auch in schwierigen Corona-Zeiten angereisten Kommunikationsmanagerinnen der Floriade-Gesellschaft Annemarie Gerards-Adriaansens und Evelyn Rietveld das attraktive Projekt vor Mitgliedern und Gästen des Clubs der Tourismus-Journalisten CTOUR Berlin anlässlich seines 30. Gründungsjubiläums.
Das von Wasser umgebene Floriade-Areal in Almere.„Das Thema der Ausstellung - Bauen grüner Städte - konzentriert sich auf die ökologische Stadt der Zukunft", erklärte Frau Gerards-Adriaansens. „Unterthemen sind Ökologie, Lebensmittel, Energie und Gesundheit. Die Ausstellung wird sich in einem einzigartigen 'Green City Arboretum' in einem scheinbar unendlichen Spektrum erstaunlicher Farben und Düfte befinden. Das Arboretum bleibt auch nach der Floriade erhalten." Es werde einen Gewächshauskompex von 10.000 Quadratmetern sowie 40 Pavillons aus vielen Ländern geben, darunter auch aus Deutschland, das sich als Teilnehmerland bereits angemeldet hat. Man rechne damit, dass über 40 Prozent der internationalen Gäste aus Deutschland kommen.
Ein weiteres Highlight der Floriade Expo 2022: „Eine spektakuläre Seilbahn von 850 Metern Länge wird das modern und großzügig angelegte Veranstaltungsgelände überspannen."
Und Frau Rietveld betonte: „Während des halbjährigen Events werden die Besucher beeindruckende Veranstaltungen, eine breite Palette an Kunst und Kultur sowie eine wunderschöne Auswahl an Bäumen, Sträuchern und Blumen erleben," Die beiden Floriade-Botschafterinnen, die viele Jahre Berufserfahrung vom renommierten holländischen Frühlingsgarten "Keukenhof" mitbringen, verwiesen auf den singulären Charakter der Schau, welche die „weltweit innovativste Gartenbaukunst des Jahrzehnts" widerspiegele.
Gute und schnelle Verkehrsanbindung gegeben.Die erwarteten 2 Millionen Besucher aus dem In- und Ausland werden gute Anreisemöglichkeiten vorfinden. Das neu entstehende weitläufige Gelände in der 200.000 Einwohner zählenden Stadt Almere ist nur eine halbe Stunde von Amsterdam entfernt und über Straße und Schiene gut erreichbar. Der internationale Flughafen Amsterdam Schiphol ist nur 45 km von Almere entfernt und mit dem Auto sowie öffentlichen Verkehrsmitteln einfach anzusteuern.
Wie schon in diesem Jahr sind Interessenten auch 2021 von April bis Oktober zu einer Floriade-Preview (Vorschau) eingeladen. Die Schnuppertouren starten im Zentrum von Almere. Mit dem Elektroboot gelangen die Gäste über das Weerwasser zum Floriadestandort. Nach dem informativ-erlebnisreichen Besuch des sich im Auf- und Ausbau befindlichen Geländes werden sie wieder zurück ins Stadtzentrum gebracht.
Weitere Informationen:
www.floriade.com
Der Bustourismus weiter im Aufwärtsgang - aber auch am Scheideweg
Manfred Weghenkel
Das ABACUS Tierparkhotel Berlin, wo der Medientreff zum Bustourismus stattfand, wird gerne von Reiseveranstaltern angesteuert. Foto: Manfred WeghenkelBerlin, im Juli 2019. Die Reisebusse auf unseren Autobahnen sind bunter geworden. Zwar dominieren noch immer die recht umwetfreundlich wirkenden grünen Karossen des in München und Berlin ansässigen absoluten Marktführers FlixBus, doch neuerdings rollen auch trikolorengerecht blau-weiß-rot lackierte Fernbusse des französischen Anbieters BlaBlaBus und pinkfarbene Fahrzeuge des Kölner Start-ups Pinkbus über die Straßen. Der scharfe Wettbewerb um die Gunst der Reisenden - insonderheit über den Fahrpreis - ist erfreulicherweise nach wie vor im Gange. Das war freilich nur ein Aspekt des gelungenen Medientreffs, den die Reisejournalisten-Vereinigung CTOUR und der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer (bdo) Anfang Juli im ABACUS Tierparkhotel Berlin gemeinsam veranstalteten. Schon das Motto „Zwischen Aufbruchsstimmung und bürokratischen Bremsklötzen: Bustourismus am Scheideweg“ ließ erkennen, dass hier zu Beginn der Reisesaison durchaus harte Themen auf der Agenda standen.
Anja Ludwig vom bdo und Patrick Kurth von FlixBus (r.) mit dem Autor dieser Zeilen Manfred Weghenkel von CTOUR. Foto: Peter ThieleDer bdo ist der Dachverband der deutschen Busbranche und vertritt gegenüber Politik und Öffentlichkeit auf nationaler und internationaler Ebene - hier gemeinsam mit der International Road Transport Union (IRU) - die Interessen von rund 3.000 privaten und mittelständischen Unternehmen aus den Bereichen Personennahverkehr, Bustouristik und Fernlinienbus. Unter dem Dach des bdo arbeiten In Deutschland 14 Landesverbände.
Für den Verband präsentierten die stellvertretende Hauptgeschäftsführerin Anja Ludwig, die Referentin Touristik und Statistik Nina Jaschke und Christian Wahl, Referent Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, interessante Zahlen, Daten und Fakten zu Busreisen und aktuelle Trends im Markt. Auch sprachen sie über die Busbranche betreffende aktuelle politische Entwicklungen in Deutschland und Europa.
Gleichsam als "Stimme des Mittelstandes" sagte Christian Wahl: "Die private Busbranche in Deutschland besteht zum Großteil aus kleineren und mittleren Unternehmen, die oftmals schon über Generationen hinweg in Familienhand liegen. Als Mittelstand genießen die Mitglieder in Sonntagsreden hohes Ansehen. Aber nicht unbedingt bei der Gestaltung der Rahmenbedingungen. So wird der Mittelstand im Verkehrsgewerbe durch bürokratische Hürden etwa im grenzüberschreitenden Verkehr oder Anforderungen wie die in der EU geltende neue Datenschutz- Grundverordnung (DSGVO) unverhältnismäßig stark belastet." Gleiches gelte für den tiefgreifenden Wandel durch die Digitalisierung der Geschäftsprozesse und eine "Antriebswende" bei den Fahrzeugen.
Der ABACUS-Konferenzsalon "Eagle" bot den passenden Rahmen für den gut besuchten Medientreff. Foto: Manfred WeghenkelAuf den Titel des Medientreffs "Bustourismus am Scheideweg" näher eingehend, erklärte Christian Wahl: "Die Fahrzeugtechnik hat sich in den zurückliegenden 25 Jahren dramatisch weiterentwickelt. Hinsichtlich Sicherheit und Umweltbilanz beispielsweise gab es Quantensprünge. Dennoch wird oft noch falsch von 'Dieselstinkern' und hohen Unfallgefahren geschrieben." Der bdo-Vertreter verwies auch auf die 2013 begonnene Fernbusliberalisierung, durch die völlig neue Fahrgastgruppen gewonnen werden konnten. Die Mobilität der Menschen verändere sich derzeit grundlegend - unter anderem durch neue Antriebstechnologien und digitale Möglichkeiten. Das Fazit Wahls: "Der Bus kann als umweltfreundlicher und flexibler Verkehrsträger eine wichtige Rolle im Mobilitäts-Mix spielen. Aber trotzdem wachsen die bürokratischen Hürden für Busunternehmen. In der Politik genießen Mittelstand und Bustourismus keine Priorität."
Angesichts einiger schwerer Busunfälle in letzter Zeit waren die Tourismusjournalisten natürlich auch gespannt darauf, wie der bdo die "Sicherheitslage" einschätze. Dazu Christian Wahl: "Der Bus ist das sicherste Straßenverkehrsmittel. Die Wahrscheinlichkeit, in einem Bus durch Unfall verletzt zu werden, ist 14 Mal geringer als in einem Pkw. Für den TÜV Bus-Report 2018 wurden 15.000 Prüfungen ausgewertet. Die Quote der nicht verkehrssicheren Fahrzeuge lag bei 0,0 Prozent." Nun ja, bleibt zu hoffen, dass uns - den Fahrgästen - Unfälle mit Omnibussen erspart bleiben und wir - die Journalisten - keine Meldungen / Berichte über Busunfälle veröffentlichen müssen.
Touristik-Referentin Nina Jaschke bei ihrem mit vielen Grafiken angereicherten Vortrag. Foto: Manfred WeghenkelDie auch statistisch versierte Touristik-Referentin Nina Jaschke nannte einige aufschlussreiche Fakten: In Deutschland gibt es rund 4.200 Busunternehmen; davon sind rund 3.800 private Unternehmen. Im Liniennahverkehr sind 1.800 private Busunternehmen tätig, im Linienfernverkehr rund 60 und im Gelegenheitsverkehr etwa 3.600. Insgesamt wurden im Jahre 2017 rund 79 Millionen Fahrgäste im Gelegenheitsverkehr und 23 Millionen im Fernlinienverkehr befördert. Der Linienfernverkehr wird zu 80 Prozent touristisch genutzt, d. h. von den 23 Millionen Passagieren waren 18,4 Millionen Touristen und Urlauber. Anmerkung zum Begriff "Gelegenheitsverkehr": Er kommt aus dem Personenbeförderungsrecht und meint die Beförderung von Personen in Bussen und Pkw, die nicht im Linienverkehr erfolgt.
Weitere Eckdaten zum Bustourismus: Der jährliche Bruttoumsatz beträgt 14,3 Milliarden Euro. Für 238.000 Menschen bildet dieser Zweig die Existenzgrundlage, wobei ein Arbeitsplatz im Busunternehmen fünf zusätzliche Arbeitplätze in anderen Betrieben bedeutet. Zudem verwies Nina Jaschke darauf: "Bis zu 50 Prozent des bustouristischen Bruttoumsatzes bleiben in den Urlaubsregionen!"
Ausgehend von der bdo-Konjunkturumfrage 2019, beschrieb Nina Jaschke ausführlich die "Sorgen und Herausforderungen der Bustouristk", als da vor allem sind: ausufernde Bürokratrie(monster), drohende Dieselfahrverbote und Mautregelungen, Fahrermangel, Pauschalreiserichtlinie, Besteuerungsfragen, Einfahrtsgebühren oder -beschränkungen in europäischen Großstädten und Ballungszentren. Besonders verbreitet sei das in Italien. Frankreich erhebe horrende Parkgebühren. Und in Holland dürften Reisebusse nur noch bestimmte Straßen befahren.
Die bdo-Referentin erläuterte an Hand von Zahlen, dass der Fernbus bei Schadstoffemissionen und Verbrauch auf Bestwerte verweisen kann. Auch bei den Umweltkosten liege der Fernreisebus ganz vorne. Somit sei der Bustourismus klimafreundlich und nachhaltig und trage somit zur notwendigen Verkehrswende bei.
bdo-Pressemann Christian Wahl. Foto: Peter Thiele
bdo-Spitzenfrau Anja Ludwig. Foto: Peter ThieleZum Stichwort "ausufernde Bürokratie", die zu einem steigenden administrativen Aufwand führe, sagte sie: "Sowohl nationale, aber auch EU-weite Regelungen führen zu mehr 'Papierkram' und hintern den Unternehmer an seinem eigentlichen Kerngeschäft - Reiseerlebnisse zu kreieren und zu realisieren". Im Ergebnis führe das dazu, dass sich kleine Unternehmen auf wenige Auslandsdestinationen beschränken müssen, um den steigenden administrativen Aufwand händeln zu können. Oder sie müssten ihr Geschäft komplett aufgeben. Übrigens, die Zahl der privaten Busunternehmen sei aus verschiedensten Gründen zwischen 2000 und 2017 um rund 38 Prozent zurückgegangen.
Die stellvertretende bdo-Hauptgeschäftsführerin Anja Ludwig befasste sich in ihrem Statement ausführlich mit dem "EU Mobility Package", das von der EU-Kommission vor zwei Jahren mit umfangreichen Neuregelungen für den Straßenverkehr (Güter und Personen) vorgelegt wurde. Dazu gehören auch neue CO2-Grenzwerte für schwere Nutzfahrzeuge. Inzwischen habe das EU-Parlament auf Basis dieses Paketes drei quasi busfeindliche Beschlüsse gefasst: Zwangsmaut für Busse (ohne Belastung von Pkw) durch Eurovignette, praxisuntaugliche Lenk- und Ruhezeiten, Entscheidung gegen die Stärkung des Fernbusses. Anja Ludwig, erfahrene Rechtsanwältin, schilderte das langwierige zähe Ringen in Brüssel und Straßburg um busaffine Lösungen und betonte: "Die Verhandlungen im Rat und später im Trilog sind entscheidend für unsere Branche. Wir brauchen Kompromisse, welche die Besonderheiten des Bussektors berücksichtigen. Und zwar für die Fahrgäste, für die Fahrer und für unsere Unternehmen." Den Blick nach vorne gerichtet, erklärte die engagierte bdo-Repräsentantin: "Unsere Sisyphusarbeit geht weiter. Die Gemengelage in Europa ist und bleibt kompliziert. Sehr wichtig ist dabei das enge Zusammenwirken mit dem internationalen Verband IRU."
Auch die FlixBus-Manager Patrick Kurth, David Krebs und Fiete Starck (v.l.n.r.) debattierten mit. Foto: Manfred WeghenkelDie rege Diskussion im Anschluss an die informativen bdo-Präsentationen widerspiegelte das große Interesse der CTOURianer am Thema Busbranche und -touristik. So zollte Dr. Michael Krause, seit 1990 als Reiseleiter im Busgeschäft tätig, dem Spitzenverband bdo ein dickes Lob für die vielfältigen Aktivitäten und Anstrengungen zugunsten der Busbranche, die er generell als "flexibel und kreativ" einschätzte. Zugleich wünschte er sich noch stärkeren Einsatz, um die Arbeitsbedingungen für Busfahrer und Reiseleiter zu verbessern. Filmemacher Konrad Herrmann regte an, den Vergleich mit anderen Ländern für die hiesige Busbranche verstärkte nutzbar zu machen. Auch Verkehrsexperte Fred Hafner plädierte dafür und ermunterte den bdo, die Kooperation mit ausländischen Partnerverbänden zu intensivieren. Die relativ neuen CTOUR-Mitglieder Volker Neef und Wolfgang Kömpel entwickelten Gedanken, wie dem Fachkräftemangel, insbesondere bei Busfahrern, abgeholfen werden kann.
Eine der legeren Runden beim abschließenden Get-together. Foto: Peter ThielePatrick Kurth, Leiter Politik bei FlixBus, erläuterte unter dem Stichwort "Der Bus ist sexy" ein wenig die erfolgreiche Philosophie seines Unternehmens, das ja mit 95 Prozent Marktanteil bei Fernbusreisen ein ganz großer Player der Branche geworden ist. FlixBus stelle sich aber auch den aktuellen Herausforderungen, die durch neue Mitbewerber wie Bla-Bla-Bus (Frankreich) und Pinkbus (Köln) aufgekommen sind. Und schließlich erläuterte der Manager den der Umwelt zuliebe stattfindenden Wandel bei den Antriebstechniken: vom bereits spürbar verbesserten Dieselmotor (Schadstoffklasse Euro VI) über den Elektro- bzw. Hybridantrieb bis zur Wasserstoff-Technik. Kurth bedauerte, dass die deutschen Fahrzeughersteller bei praxistauglichen E-Reisebussen im Nachtrab seien, so dass FlixBus für seine 2018 gestarteten Erprobungslinien in Frankreich und Deutschland Elektrobusse aus China beziehen musste. Fiete Starck, ebenfalls FlixBus, ging auf die Nationale Tourismusstrategie der Bundesregierung ein und begrüßte, dass der bdo dazu klare Forderungen aus Sicht des Busbranche aufgestellt hat. FlixBus erwarte, den Fernbus als klimafreundliches Verkehrsmittel vor allem zur Anbindung der ländlichen Regionen angemessen zu berücksichtigen.
Fortgesetzt wurden die Kontakte und Gespräche bei einem lockeren und leckeren Get- together.
Schon jetzt vormerken: die nächste große Spezialmesse BUS2BUS im April 2021, auf der auch wieder die neuesten Busmodelle aus dem In- und Ausland gezeigt werden. Foto: Manfred Weghenkel
"Nächster Stop: Zukunft". Unter diesem Motto veranstalteten im März 2019 die Messe Berlin und der bdo zum zweiten Mal gemeinsam das große Bus-Event "BUS2BUS" als Fachmesse und Kongress. Über 100 Aussteller aus 13 Ländern, darunter namhafte Bushersteller und Komponentenanbieter, bedeuteten Teilnahmerekord und gewachsene internationale Anziehungskraft der alle zwei Jahre stattfindenden Leistungsschau der Busbranche. Der nächste Stop: Zukunft ist für den 13. bis 15. April 2021 terminiert.
Text und Fotos: Manfred Weghenkel (5), Peter Thiele (4)
Weitere Informationen:
Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer (bdo) e. V. Reinhardtstraße 25 I 10117 Berlin
E-Mail: info@bdo.org.de I Web: www-bdo.org.de
Bahn und Bus - Partner oder Rivalen beim Reisen?
Auf dem Podium (v.l.n.r.): Dr. Heike van Hoorn, Michael Donath, Dr. Michael Peterson, Moderator Peter Neumann, André Schwämmlein, Christoph Gipp.Wenn Spitzenmanager von Bahn und Bus öffentlich aufeinander treffen - was so häufig nicht passiert - muss es nicht unbedingt zu einem Crash kommen. Das mit 60 Teilnehmern sehr gut besuchte Medienforum am 13. März, veranstaltet vom unabhängigen und freien TourismusDialog.Berlin, zum spannenden Thema "Bahn und Bus - Partner oder Rivalen beim Reisen?" jedenfalls fand trotz unterschiedlicher Interessenlagen in eher lockerer, entspannter Atmosphäre statt. Auf dem Podium im eleganten Hotel "Park Inn" am Berliner Alexanderplatz diskutierten FlixBus-Geschäftsführer André Schwämmlein und Dr. Michael Peterson, Marketingvorstand im Fernverkehr der DB AG, über Bilanz und Perspektiven des öffentlichen Fernlinienverkehrs. Mit von der Partie waren auch die Geschäftsführerin des Deutschen Verkehrsforums, Dr. Heike van Hoorn, der auf Mobilität spezialisierte Bundestagsabgeordnete Michael Donath (CDU) und Christoph Gipp, Geschäftsführer am renommierten IGES Institutes Berlin. Moderator Peter Neumann von der Berliner Zeitung nannte ihn "den Fachmann, den man anrufen muss, wenn es um übergreifende Infos, Trends und Einschätzungen im Fernbusgeschäft geht".
Christoph Gipp, IGES Institut Berlin.
Moderator Peter Neumann, Berliner Zeitung.
Zunächst ging es angesichts stagnierender bzw. 2017 sogar leicht rückläufiger Fahrgastzahlen um die Frage: Ist der Fernbusboom vorbei? Christoph Gipp dazu: "Ich glaube nicht. Wir haben seit vier-fünf Jahren ein sehr starkes Wachstum erlebt. Sicher hat sich der Markt inzwischen konsolidiert. Doch was die Zahl der Passagiere angeht, ist weiter mit einem moderaten Wachstum zu rechnen." Der Experte sieht darin sogar etwas Positives. "Denn wachsende Passagierzahlen führen zu einer besseren Auslastung der Fahrzeuge, was positiv für die Unternehmen ist, die ja den Busverkehr wirtschaftlich betreiben wollen."
Auf den gesamten Verkehrsmarkt eingehend, wies der IGES-Geschäftsführer darauf hin: "Der Marktführer heißt Auto." Nach dem privaten Pkw, der gut 80 Prozent Marktanteil habe, komme lange nichts. Es folgten die Bahn (Nah- und Fernverkehr), danach das Flugzeug. Erst dann komme der Fernbus, der ebenso wie die Bahn zum Bereich des zu fördernden öffentlichen Verkehrs gehöre. Das sei aber in einigen Kommunen und Ländern offenbar noch nicht angekommen. Auf jeden Fall habe es keine "Kannibalisierungswelle" Fernbus gegen Bahn gegeben.
Dr. Michael Peterson, DB AG.Mit diesem Gedanken konnte sich auch der DB-Repräsentant Dr. Michael Peterson anfreunden. Eindeutiger Hauptkonkurrent sowohl der Bahn als auch der Busbranche sei der individuelle Autoverkehr. Konsequenz: Dem Pkw sollten Marktanteile zugunsten der komfortablen und umweltfreundlichen Verkehrsträger Bahn und Bus entzogen werden. Die DB AG habe die Herausforderungen des liberalisierten Fernbusverkehrs angenommen und sich darauf eingestellt. "Wir haben stark daran gearbeitet, unsere Angebote attraktiver zu machen, mehr Verbindungen zu schaffen, die Takte zu verkürzen, neue, bessere ICE-Züge einzusetzen, Komfort und Service zu erhöhen, aber auch das Preisspektrum zu erweitern." Dr. Peterson verwies z. B. auf die neue Schnellstrecke Berlin - München mit einer Fahrzeit unter 4 Stunden und auf die Tatsache, dass alle ICE seit Jahresbeginn zu 100 Prozent mit Ökostrom fahren. Das Resümee des Bahnmanagers: "Wir haben seit Jahren steigende Fahrgastzahlen und steigende Umsätze."
André Schwämmlein, FllixBus.Überaus zufrieden mit der bisherigen Entwicklung zeigt sich auch FlixBus-Chef André Schwämmlein. Nach dem "Geheimnis" befragt, wie der ungewöhnlich Marktanteil von über 93 Prozent im Fernbusgeschäft erreicht werden konnte, sagte er - sicher nicht allumfassend: "Der Markt ist sehr schwierig und auch sehr anders als bisher im Verkehrssektor gewohnt. Vielleicht haben wir einen anderen Ansatz und andere Visionen. Wir sehen den Fernbus nicht nur national, sondern auch im größeren Rahmen der europäischen Verkehrsvernetzung." Ein wichtiger Erfolgsfaktor sei zweifellos die intensive Kooperation mit mittelständischen Busunternehmen. FlixBus betrachte seine zahlreichen Partner nicht nur als Subunternehmer, sondern als "Unternehmer an unserer Seite". Schwämmlein widersprach dem immer mal wieder - diesmal vom Moderator - zu hörenden Vorwurf, das Geschäftsmodell von FlixBus beruhe darauf, das Risiko zum großen Teil auf die mittelständischen Partner auszulagern. Der FlixBus-Mann: "Tatsache ist, dass wir uns stets auch das Risiko geteilt haben."
André Schwämmlein bilanzierte: "Bus und Bahn ist es gelungen, über 30 Millionen Menschen, die vor fünf Jahren noch nicht am öffentlichen Fernverkehr teilgenommen haben, für ihre Angebote zu gewinnen. Beide Verkehrsträger haben eine bessere Alternative zum privaten Auto geschaffen und dadurch den Markt erweitert." Nach dieser Bewertung nimmt es nicht wunder, wenn der Geschäftsführer von FlixBus das Verhältnis zur Bahn so einschätzt: "Als Mitbewerber müssen wir keine Freunde sein, aber wir arbeiten quasi an dem gleichen großen Ziel, mehr Menschen für den öffentlichen Verkehr zu begeistern."
Dr. Heike van Hoorn, Deutsches Verkehrsforum, und Michael Donath, MdB.Natürlich ging der FlixBus-Chef auch kurz auf die beiden jüngst verkündeten spektakulären Projekte seines Unternehmens ein: ab März mit dem "FlixTrain" selbst ins deutsche Bahngeschäft einzusteigen und Ende April in Frankreich den ersten, aus chinesischer Produktion (Marke Yutong) stammenden Elektro-Bus im Linienbetrieb über etwa 150 Kilometer zwischen Paris und Amiens zu erproben. Später sollen auch in Deutschland emissionsfreie E-Busse getestet werden. André Schwämmlein: "Wir wollen damit innovative Akzente setzen - sowohl für den E-Bus als auch für die Busbranche." Das solle auch optisch erkennbar sein, denn der neue E-Bus werde "noch etwas grüner" als die bekannten FlixBusse. Ein weiterer Bus-Frühling scheint nun wirklich anzurollen...
Großes Interesse am Thema Mobilität: Das Medienforum war recht ordentlich besucht.Der aus Baden-Württemberg stammende Parlamentarier Michael Donath bezeichnete die Entwicklung des Fernbussektors als "großen Erfolg für die Mobilität in unserem Land". Angesichts dessen, dass es gelungen sei, mehr Menschen für den Bus zu gewinnen, schätzte er ein: "Ein Drittel der Fernbus-Fahrgäste kommen vom Auto, ein Drittel von der Bahn und ein Drittel sind Neukunden - also Menschen, die aus verschiedensten Gründen bisher gar nicht reisten." Und die Geschäftsführerin des Deutschen Verkehrsforums Dr. Heike van Hoorn bekräftigte: "Die Marktöffnung war richtig und wichtig. Mit dem Fernbus ist ein weiteres Verkehrsmittel hinzu gekommen, das attraktiv, bequem und ökologisch nachhaltig ist. Genau darin liegen auch seine Zukunftschancen."
Text und Fotos (7) : Manfred Weghenkel
Erweiterte Reisedestination "Dresden Elbland" gut gestartet
Repräsentierten Dresden Elbland auf der ITB (v.l.n.r.): Frank Uffen, Direktor The Student Hotel, Dresdens OB Dirk Hilbert, Sandra Jäschke, Chefin der Meissen Porzellan-Stiftung, und Kai Schulz, GF der Dresden Marketing GmbH.Was haben Dresden, Radebeul, Meißen, Diesbar-Seußlitz, Riesa und Torgau gemeinsam? Nun ja, es sind besuchenswerte sächsische Städte und Orte an Deutschlands zweitgrößtem Fluss, der Elbe. Seit 2017 ziehen die Landeshauptstadt Dresden und die angrenzende Region Elbland touristisch gemeinsam an einem Strang. Die Dachmarke dazu heißt "Dresden Elbland". Wie jetzt auf der ITB Berlin 2018 bekannt gegeben wurde, stehen die Zeichen für die neue oder genauer: erweiterte Reisedestination auf Erfolg. Im vorigen Jahr konnten immerhin 5,81 Mio. Gäste-Übernachtungen erreicht werden, was einem Plus von 3,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die international renommierte Kunst- und Kulturmetropole Dresden selbst gehört nach wie vor zu den beliebtesten deutschen Städtereisezielen und belegte 2017 im Vergleichsranking einen stabilen 7. Platz. Ein Ergebnis, das nach den leichten Besucherrückgängen in den Jahren 2015 und 2016 durchaus positiv zu bewerten ist. Mit starken Reisehighlights und Top-Angeboten will sich die Destination 2018 und 2019 weiter ins Zeug legen, um noch mehr Besucher aus dem In- und Ausland für Dresden Elbland zu begeistern.
Von Besuchern aus aller Welt bewundert - die historische Silhouette von Elbflorenz.Dirk Hilbert, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Dresden, erklärte auf der ITB: "Mit Großinvestitionen in Kultur wie in die Sanierung des Dresdner Kulturpalastes bzw. das neue Kunst- und Kreativareal 'Kraftwerk Mitte Dresden', die Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas 2025 und die Einführung der Vorteilskarte für Touristen, der 'Dresden Card', ist das Reiseziel Dresden noch einmal deutlich attraktiver geworden." Das Stadtoberhaupt kündigte an, auch weiterhin "attraktive und zu Dresden passende Events wie zuletzt den FIS Skilanglauf Sprint Weltcup oder die Dresden Harley Days in die Stadt zu holen".
Bewährtes Juwel in neuem Glanz: der Dresdner Kulturpalast.Und der Geschäftsführer der Dresden Marketing GmbH (DMG), Kai Schulz, sagte: "Ganz im Sinne unserer diesjährigen touristischen Jahreskampagne 'Dresden Elbland. Lebendige Traditionen' punktet der Veranstaltungskalender für 2018 und 2019 mit einer guten Mischung aus neuen Besuchermagneten und erfolgreichen Klassikern." Herausragende Events in diesem Jahr sind z. B. die Dresden Harley Days vom 3. bis 5. August, die Neuen Burgfestspiele Meißen (16. bis 30. Juni), die Dresdner Musikfestspiele (10. Mai bis 10. Juni), die Karl-May-Festtage Radebeul (11. bis 13. Mai), Canaletto - das Dresdner Stadtfest (17. bis 19. August), die Tage des offenen Weingutes (25. bis 26. August) und der 584. Dresdner Striezelmarkt (28. November bis 24. Dezember).
Vielbesuchte Dresdner Wahrzeichen: Residenzschloss und Hofkirche.Im Herbst 2019 eröffnen die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) die Paraderäume, die der sächsische Kurfürst und polnische König August I. - also August der Starke - eigens für die Feierlichkeiten zur Vermählung seines Sohnes im Residenzschloss errichten ließ. Dieses hochkarätige spätbarocke Raumkunstwerk versetzt die Besucher in die Zeit vor 300 Jahren - mit einem Tafelgemach, zwei Vorzimmern, einem Audienzgemach mit Thron sowie einem Paradeschlafzimmer.
Lebendige Tradition auch im Elbland. Die mit der weltberühmten Porzellan-Manufaktur Meissen verbundene Erlebniswelt "Haus Meissen" nimmt die Besucher mit auf Entdeckungsreise rund um Europas erstes Porzellan. "In unseren Schauwerkstätten zeigen Manufakturisten die Entstehung des berühmten weißen Goldes. Zudem lädt das über 100 Jahre alte Museum mit einer einmaligen Sammlung Meissener Porzellans zu einem Besuch ein", berichtete Sandra Jäschke, Geschäftsführerin der Meissen Porzellan-Stiftung GmbH und Sprecherin der Staatlichen Porzellan-Manufaktur Meissen GmbH.
Hochinteressant: Einer Meissener Porzellanmalerin bei ihrer künstlerischen Arbeit zuzuschauen.2018 sei dort eine Sonderausstellung zum weltbekannten Zwiebelmuster zu sehen. Und 2019 widme sich das Museum anlässlich seines 300.Todestages dem Erfinder des ersten europäischen Porzellans Johann Friedrich Böttger.
Die vielfältige Hotellandschaft in Dresden Elbland wird demnächst um einen weiteren Farbtupfer reicher. Im September 2018 eröffnet die niederländische The Student Hotelgruppe in Dresden ihren ersten deutschen Standort - und zwar an der bekannten Einkaufs- und Flaniermeile Prager Straße. Auserkoren dazu wurde das frühere Hotel "Lilienstein". Als The Student Hotel Dresden bietet es mitten im Zentrum der Stadt 306 Zimmer. "Wir freuen uns über dieses neue Hotelprojekt, weil es hervorragend zu unserem Profil passt, die Attraktivität des Reiseziels mit dem starken Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort verbindet", so Dresdens Oberbürgermeister. Vorfreude herrscht auch beim Betreiber, dessen Director of Partnerships, Frank Uffen, auf der ITB meinte: "Our Dresden acquisition is in line with The Student Hotel group's strategy to develop high-quality, mixes-used accomodation in major European cities to meet the demand and new way of living and working for students, young professionals, international travellers and entrepreneurs."
Ein Traum kommt ins Rollen: Auch mit diesem Hingucker-Bus macht Dresden auf seine Bewerbung als Europäische Kulturhaupstadt 2025 aufmerksam.Schon in wenigen Wochen wird Dresden ganz groß im Fokus der internationalen Reisebranche und Fachmedien stehen: Vom 6. bis 8. Mai 2018 findet hier nämlich der 44. Germany Travel Mart (GTM) statt, der größte und zugleich wichtigste Incoming-Workshop für das Reiseland Deutschland, alljährlich von der Deutschen Zentrale für Tourismus e.V. (DZT) in wechselnden Partnerregionen veranstaltet. Dresden darf stolz darauf sein, dieses Top-Event mit Fachexperten aus etwa 45 Ländern schon zum zweiten Mal auszurichten. Es bietet die großartige Chance, Dresden und das Umland von seiner besten Seite zu zeigen und international noch bekannter zu machen.
Text und Fotos (6): Manfred Weghenkel
Weitere Informationen:
Veranstaltungskalender unter www.dresden.de/veranstaltungen
Flyer "Dresden Elbland - Highlights 2018" und "Vorschau Dresden Elbland Highlights 2019" unter www.mediaserver.dresden.de
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